Auf dem Messestand von Aucotec Engineering Software lässt sich Messe.TV Moderator Jürgen Groh einige der neuesten Anwendungsmöglichkeiten zeigen. Der Softwareexperte agiert bereits seit 30 Jahren am Markt und bietet auch Lösungen für sehr komplexe Anforderungen. Ein Konfigurator ermöglicht es Kunden die Software auf Ihre Bedürfnisse anzupassen und spezifisch nur das auszuwählen und zu kombinieren was wirklich benötigt wird. Das wahrt eine gute Übersicht und vereinfacht die Pflege der Systeme.
Jürgen Groh: Herr Gansauge, warum ist die Firma Aucotec auf der InnoTrans? Patrick Gansauge: Das hat einen ganz triftigen Grund. Wir haben sehr viele Kunden im Marktbereich Züge und Verkehr, die unsere Engineering Software verwenden. Wir sind seit 30 Jahren als Softwarehersteller am Markt etabliert und die großen Zughersteller setzen unsere Software ein. Jürgen Groh: Wie darf man sich Software im Bereich Railway und Verkehr vorstellen. Welche Rolle spielt Ihre Software in den Prozessen? Patrick Gansauge: Die Produkte, die unsere Kunden herstellen sind sehr komplex und heute es geht verstärkt um Effizienzsteigerung im Engineering von Fahrzeugen. Es gibt eine hohen Termin- und Kostendruck. Die Komplexität in den Zügen ist erheblich gestiegen und dazu braucht man vernünftige Engineering-Werkzeuge, die den Engineering Prozess ganzheitlich unterstützen. Das bedeutet vom Konzept über das reine Engineering bis hin zur Fertigung. Das ist es was wir betrachten und an dieser Stelle bringen wir eine Menge an Wert und Nutzen für unsere Kunden, also Einsparungen sind möglich in einer Höhe von 30% und größer. Jürgen Groh: Können Sie mir hierzu eine spezielle Software zeigen?
Patrick Gansauge: Sehr gerne. Was wir hier auf der Messe ausstellen ist eine Art von Konfiguration, ein Konfigurationsprozess. Man muss sich das so vorstellen, dass die Hersteller oft Prozesse nehmen, die schon einmal durchgeführt wurden einfach kopieren. Mit dem Gedanken, dass Sie dann schon einmal einen Ausgangspunkt haben, den Sie für Ihr Engineering nutzen können. Wir gehen hier einen anderen Weg. Wir sagen es gibt so etwas wie ein Baukastenprinzip. Wir versuchen auch die Themen die wir als Hersteller von Software aus der Automobilindustrie kennen – wir haben sehr viele Automobilkunden – zu übertragen in die Schienenverkehrsindustrie. Auf diesem Know-How basierend haben wir ein Konfigurationskonzept entwickelt, das wir kurz einmal zeigen können. Michael Zierlein: Mit dem Konfigurator von Aucotec können Sie Optionen zusammenstellen, um spezifische Varianten unserer Engineering Software zu erhalten. Ich starte jetzt einmal den Prozess. Innerhalb eine Zuges gibt es Systeme und Funktionen. Diese Systeme sind rein von der Funktionalität her immer gleich. Da die Züge natürlich unterschiedliche Längen haben, also mal mehr und mal weniger Wagons, müssen verschiedene Trennstellen eingefügt werden – aber grundsätzlich ist die Funktion an sich immer gleich. Jürgen Groh: Was sehen wir denn hier auf dem Monitor? Michael Zierlein: Wir sehen eine Grundschaltung und zu dieser Grundschaltung wird eine weitere Option ausgewählt. Und diese beiden Optionen werden dann kombiniert zu einer spezifischen Variante. Patrick Gansauge: Man hat sozusagen eine Datenbank von verschiedenen Typicals die man nutzt und die man dann auswählen kann. Aus diesem generieren von Typicals entsteht dann das finale Projekt. Ich habe also einen Konfigurationsprozess für mein Fahrzeug. Das ist ein Weg den man gehen kann. Wir sehen dabei Vorteile im reinen Engineering Prozess für die Schienenfahrzeughersteller und deswegen haben wir beschlossen, das von der Automobilindustrie zu übertragen. Im Automobilsektor gibt es oft Innovationen, bei denen es eine Weile dauert, bis diese in anderen Industrien angekommen sind. Und das haben wir jetzt eben vorgenommen. Jürgen Groh: Was kann ich denn da jetzt konkret sehen? Michael Zierlein: Wir sehen an dieser Stelle war es vorhin nur ein Motorabgang, jetzt kam ein zweiter Motor hinzu. Also die Grundschaltung plus die Option gibt eine neue Variante. Durch den Einsatz der verschiedenen Optionen reduziert sich auch die Anzahl der Vorlagen. Früher mussten Sie für jede einzelne Variante eine Vorlage bauen. Jetzt durch den Einsatz mehrerer Optionen zusammengebaut zu einer Varianten reduziert sich die Auswahl um 70-80%. Damit reduziert sich der Aufwand für die Pflege der Vorlagen und auch das Zusammenbauen funktioniert mehr oder weniger automatisch. Jürgen Groh: Welche Kunden kommen denn bei Aucotec an den Messestand? Patrick Gansauge: Man kann sagen die Hersteller auf Rolling Stock, da gibt es die namhaften in Europa. Wir haben Kunden wie Stadler oder Bombardier die unsere Software einsetzen bis hin zu kleineren Straßenbahnherstellern. Seit sieben Jahren haben wir die Firma Solaris als Kunden, die vorwiegend Busse baut, aber seit 2009 auch Straßenbahnen baut. Auch die Firma Škoda haben wir als Kunden, das sind dann eben die reinen Hersteller von Fahrzeugen, aber auch die Betreiber.
Man merkt gerade was das Thema Digitalisierung anbelangt auf der Betreiberseite, dass da ein entsprechender Handlungsbedarf ist. Die Deutsche Bahn hat zum Beispiel in einem Innovationsprojekt für das Thema ECO-Train. Bei diesem Projekt geht es um den Umbau eines von Dieseltechnologie auf Hybridtechnologie. Auch dort wird unsere Software eingesetzt. Jürgen Groh: Welche Ziele verfolgen Sie damit? Patrick Gansauge: Es geht immer darum, dass wir mit unserer Engineering Software vermeiden bzw. die Kunden durch die Nutzung unserer Software vermeiden können, späte Änderungen am Projekt vornehmen zu müssen. Denn die Daten sind in dem Datenmodell immer konsistent sind. Wir bieten die Möglichkeiten, dass mehrere Menschen gleichzeitig, parallel am gleichen Projekt arbeiten können. Das ist ein enormer Vorteil für die Menschen im Engineering, aber auch für die Menschen in der Fertigung, denn auch die profitieren von korrekten Daten. Jürgen Groh: Was sind in diesem Feld die größten Herausforderungen? Patrick Gansauge: Dazu sagen wir „Das Umparken im Kopf“. Natürlich muss der Kunde bzw. die Unternehmen Willens und bereit sein etwas zu verändern. Kunden sagen „Wir haben das ja die letzten 20 Jahre so gemacht, warum soll ich das jetzt noch verändern? Ich gehe vielleicht in 5 Jahren in Rente.“ – das ist eigentlich die größte Herausforderung. Den Kunden zu überzeugen, dass er an dieser Stelle sagt, „Ich habe ein bewusstes Ziel hat, das ich erreichen möchte.“ und dann einen vernünftigen Partner mit an Board holt wie zum Beispiel unser Unternehmen, um die Effizienz im Engineering zu erreichen. Jürgen Groh: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Ich bedanke mich und wünsche noch eine erfolgreiche Messe! Patrick Gansauge: Dankeschön!